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Künstler: Edguy

Album: Rocket ride

Erscheinungsjahr: 2006

Anspieltipp: Wasted time

Autor: Tobias

Happy Metal hin, Kommerz her! Pünktlich zur demnächst anstehenden Karnevalszeit präsentieren  uns die fünf Hessen um Oberjecken Tobias Sammet den Nachfolger zu den beiden Edguy-Überalben „Mandrake” (2001) und „Hellfire club” (2004). Und sind wir mal ganz ehrlich: Wer hätte nach den eher durchwachsenen Stücken der Superheroes-EP (mit Ausnahme des Titeltracks) nicht damit gerechnet, dass Edguy nach einer stetigen Qualitätssteigerung mit Album Nummer Sieben nun tatsächlich einmal eine Graupe unters Volk bringen würden? Diesen “Gefallen“ tut uns die Combo mit „Rocket ride“ aber “unglücklicherweise“ nicht. Sogar ganz definitiv nicht. Also aufgepasst, teuere Leserschaft: Kuhfellhosen raus und dem „Rocket ride“ zusteigen!

Abwechslungsreichtum und stilistische Offenheit sind die beiden Schlagwörter, die das 2006er Machwerk des Fünfers wohl am Besten beschreiben dürften, denn straight und rockig klangen die Hessen wohl schon immer, so variabel und mutig wie auf „Rocket ride“ wurde aber bislang noch auf keinem Album der Bandgeschichte zu Werke gegangen. Einen radikalen Kursumschwung braucht der geneigte Hörer auf dem gut 60minütigen Scheibchen zwar beileibe nicht zu befürchten, er wird aber zweifellos feststellen müssen, dass es nicht immer nur Melodic Metal sein muss. Die auf „Rocket ride“ erstmals massiv in den Sound eingewobenen Versatzstücke aus Poprock („Superheroes“), AOR und Hardrock („Save me“) stehen der Band nämlich nicht nur mehr als hervorragend zu Gesicht, sondern verleihen dem Songwriting auch eine bisher nicht gekannte Dynamik. Diverse spacige und elektronische Effekte („Matrix“) erhöhen darüber hinaus zusätzlich das Soundspektrum der Mannschaft und zeigen, dass man auch im äußerst traditionellen Heavy Metal durchaus nicht die Augen vor modernen Einflüssen verschließen muss.

Dennoch, oder gerade deshalb, klingt „Rocket ride“, wie eingangs bereits erwähnt, natürlich nach wie vor eindeutig nach Edguy, was zum einen bedeutet, dass wir es auf dem Album insgesamt mit zwölf saustarken Kompositionen zu tun haben, und zum anderen, dass die Formation auf bandtypische Trademarks keinesfalls verzichtet hat. So klingt Tobias Sammets Stimme nach wie vor einzigartig (und dazu noch einmal verbessert) und auch das edguysche Humorverständnis kommt auf dem 2006er Werk mehr als deutlich zu tragen. Beispielsweise gibt es bei der Speed-Granate „Return to the tribe“ ein gesungenes(!) Gitarrensolo, mit „Trinidad“ (absolut genial!) den ersten Tropical-Metal Song der Geschichte, und gegen Ende des hochklassigen „Catch of the century“ eine jetzt schon kultverdächtige Blödeleinlage (Helicopter!) zu hören. Mit dem exklusiv und weltweit nur auf der limitierten und der nicht limitierten Version des Albums zu bestaunenden „Fucking with fire (Hair force one)“ liefern die Edguys darüber hinaus eine äußerst amüsante und musikalisch absolut großartige Hommage an alle Schwanzrock-Kapellen der Achtziger ab. Abseits von diesen humoristischen Einlagen bekommt es der Hörer aber auch mit episch-düsteren Stampfern („Sacrifice“, „The asylum“) und flotten Ohrwürmern („Out of Vogue“) zu tun, die mehr durch ihre orchestralen Arrangements und ihre durchaus ernsthafte Thematik, als durch irgendwelche Mätzchen zu begeistern wissen.

Alles in allem bleibt festzuhalten, dass absolut humorlose Zeitgenossen nach wie vor wohl keinen Gefallen an der neuen Edguy finden dürften. Allen anderen 95% sei jedoch gesagt, dass der Fünfer mit „Rocket ride“ nicht nur sein absolutes Meisterwerk produziert, sondern sich auch einen Platz im Metal-Olymp gesichert hat. Happy Metal hin, Kommerz her.

 

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